Es besteht Handlungsbedarf

Brief an die Fraktionen der Stadt Leichlingen

Der Rat hat beschlossen, mit der Planung des vom Architekten Reiser vorgelegten Entwurfs für den Bau einer neuen Stadtgalerie fortzufahren. Das geplante Gebäude und seine dazugehörige Handelsfläche von 10.000 qm hat Ausmaße, die zuvor weder diskutiert oder angedacht waren. Eine Handelsflächenerweiterung in der Innenstadt von ca. 70 % (ohne Kaufpark-Ersatz von ca. 2.500 qm) mit einer Konzentration in einem Einkaufscenter wird natürlich Auswirkungen auf den übrigen Einzelhandel in der Innenstadt haben.

Die Stadtgalerie / Wuppergalerie wird Einzelhandel beleben

Es steht sicherlich außer Frage, dass das zusätzliche Angebot insgesamt belebend wirken wird auf den innerstädtischen Einzelhandel. Das moderne Gebäude mit seiner Wetterunabhängigkeit und kundenfreundlichen Bauweise wird viele Besucher anziehen und die erhoffte Wirkung erzielen, nämlich Kaufkraft zu binden und sogar zurück zu gewinnen. Wir dürfen aber auch nicht die Augen davor verschließen, dass der umliegende Einzelhandel im Brückerfeld und der Brückenstraße Besucher und somit auch Kaufkraft verlieren wird. Das wird zwangsläufig weitere Geschäftsaufgaben von Betrieben zur Folge haben, die jetzt schon kaum noch wettbewerbsfähig sind, und die Leerstände erhöhen. Doch was ist die Alternative – die Stadtgalerie etwa nicht bauen?

Die Stadtgalerie wird nicht gebaut

Wird die Stadtgalerie aus welchen Gründen auch immer nicht gebaut, werden die Auswirkungen ähnlich sein. Es wird keine weitere Kaufkraft gebunden oder gar zurückgewonnen, sondern weiter abgebaut und an die umliegenden Kommunen abgegeben. Die Konsequenz wird sein, dass für viele Betriebe die Rentabilität unterschritten wird, es wird zu Geschäftsaufgaben und zu Leerständen führen.

Ob die Stadtgalerie nun gebaut wird oder nicht, die Auswirkungen, die vielleicht zeitlich etwas verschoben sind, werden ähnlich sein. Und damit kann Leichlingen nicht zufrieden sein.

Wir sind der Auffassung, dass wir uns dieser Problematik stellen müssen, und zwar jetzt. Wir müssen die städtebaulichen und wirtschaftlichen Auswirkungen eines Einkaufscenters dieser Größenordnung analysieren und uns auf sie vorbereiten. Wir müssen Wege und Lösungen finden, die die oben beschriebenen Auswirkungen vermeiden oder zumindest weitestgehend abschwächen. Klar dürfte sein, dass uns der Investor bei der Suche nach Lösungen nicht behilflich sein wird, deshalb müssen wir selbst aktiv werden.

Bildung eines Expertenteams

Für den Bau der Mensa wurde ein gesonderter Ausschuss ins Leben gerufen, für die Umstrukturierung der Stadtentwicklungsgesellschaft SE-L haben wir einen Arbeitskreis gebildet. Für die Neugestaltung des Stadtkerns, das eines der wichtigsten Projekte der letzten Jahre überhaupt für die Stadt ist, scheinen wir auf detaillierte Diskussionen zu verzichten.

Wir haben vor wenigen Monaten die Bildung eines Arbeitskreises angeregt, von dem der Bürgermeister auch deshalb abriet, weil er zu der Zeit bereits Kenntnis vom gegenwärtigen Vorschlag besaß. Wir sollten uns jetzt schon mit den oben beschriebenen und anderen möglichen Auswirkungen befassen, vor allem aber dürfen und sollten wir auf keinen Fall dem gleichen Fehler verfallen wie zu Beginn des Projektes und die Bürger nur halbherzig bei den weiteren Planungen mit einzubeziehen. Das würde der Bürgerinitiative in die Hände spielen und sie nur stärken. Ziel muss es sein, sie durch kluge Informationspolitik und vorausschauende Planung überflüssig zu machen, mehr zu agieren statt nur zu reagieren.

Wir schlagen deshalb eine kleine Gesprächsrunde vor, um fraktionsübergreifend dieses Thema näher zu erörtern und zu diskutieren.

Über eine kurze Rückäußerung würden wir uns freuen.

Mit freundlichen Grüßen
FDP Ortsverband Leichlingen

Lothar Esser
für Fraktion und Ortsverband

 

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